2025 Great Divide Bike Route – 2. Woche


Tag 8 – Montag 19. Mai 2025

1. Etappe: Tucson AZ – Benson AZ

Total 99.3 km gefahren, 740 m rauf und 430 m runter

Details zur gefahrenen Strecke 1. Teil

Details zur gefahrenen Strecke 2. Teil

Die heutige Etappe habe ich mir leichter vorgestellt, als sie schlussendlich war.

Der Tag hat gut angefangen, ich habe einigermaßen gut geschlafen, das Frühstück war o.k., die Rückgabe des Autos verlief problemlos.

Soweit so gut. Um 08:45 bin ich losgefahren, zuerst auf dem Radstreifen neben dem lärmigen Morgenverkehr, danach gab es schöne Velowege, in der Schweiz wäre ein solcher Veloweg eine normale Autostrasse von den Dimensionen her. Außerhalb von Tucson musste man wieder auf den Radstreifen am Rand der Haupstrassen fahren, aber es gab wenig Verkehr. 🚴‍♂️

In Rancho del Lago ging ich zu Mc Donalds für eine kurze Erfrischung und muss dabei im Garmin Navi die Funktion Zurück zum Start aktiviert haben. 😕Bis ich das gemerkt habe, bin ich 2 zweimal um den Vorort gefahren und habe gedacht, das Navi hat einen Schuss. Ich wusste, dass ich in Richtung Südosten fahren will aber das Navi wollte immer umkehren. Damit habe ich sicher eine Stunde vertrödelt.🫣

Danach fuhr ich auf einem alten State Highway – Frontage Road in die richtige Richtung. Es hatte Null Verkehr, das war schon etwas verdächtig. Nach einigen Kilometern meinte das Navi, ich müsse jetzt auf eine Schotterstrasse abbiegen.

Nach einem Kilometer auf der Schotterstrasse musste ein Bahngleise überquert werden und danach sollte man gleich rechts abbiegen auf eine weitere Schotterstrasse. Aber bei der Abzweigung gab es ein grosses Eisentor und das war abgeschlossen, mit einem Schild Private Property.  In Amerika fahr ich da natürlich nicht weiter, man weiss ja nie, ob die auf einem schiessen.🔫

Also bin ich wieder zurück auf den alten State Highway und weiter Richtung Südosten gefahren. Plötzlich war der Highway fertig und es gab nur eine Auffahrt auf die Interstate I10, wahlweise Nord oder Süd.🤔

Ein alter Mann mit einem noch älteren klapprigen Auto kam gerade von der Interstate und hielt an. Auf meine Frage, wie ich nach Benson komme, antwortete er, dass er keinen Weg kenne, ausser der Interstate10. Ich soll mit dem Bike doch einfach auf die Interstate. Das war mir aber zu gefährlich. 

Ich bin nochmals ein paar Kilometer zurückgefahren als ich entdeckt habe, dass es beim Bahngeleise parallel dazu eine Service Road hat. Leider war das Geleise und die Road mit einem Stacheldrahtzaun eingezäunt.  Plötzlich hab ich eine Lücke im Zaun entdeckt und konnte dort mit dem Bike auf die Service Road fahren. Natürlich war das auch illegal aber ich dachte, die Eisenbahngesellschaft wird schon nicht auf mich schiessen.

Leider war diese Road von der übelsten Sorte. Stellenweise war sie mit Eisenbahnschotter belegt, stellenweise tief sandig so dass man das Bike schieben musste. Ich habe mich sicher 2 Stunden abgemüht für 25 Kilometer auf der Service Road. 🥵

Der Wasservorrat war schnell aufgebraucht, den die Luft war ultra trocken und es wehte ein böiger Wind. Die letzten 5 Kilometer konnte ich dann wieder auf einer Teerstrasse fahren, bergab und sogar mit Rückenwind. 🚵🚵🚵Als ich um 16 Uhr in Benson angekommen bin, war ich richtig geschlaucht. 🥵

Zum Glück kann ich heute nochmals in einem richtigen Bett schlafen, und vorher gibts noch ein ganz grosse kühles Bier🍺die nächsten 3 Nächte gibt’s dann nur die Option Zelt.⛺


Tag 9 – Dienstag 20. Mai 2025

2. Etappe: Benson AZ – Chiricahua National Monument

Total 156.3 km gefahren, 1086 m rauf und 543 m runter

Details zur gefahrenen Strecke

Heute hat mich das Navi 3 x verarscht und zwar nicht nur das Garmin sondern auch Google Maps mit Velo Route.🫤

Ich bin 3 mal auf eine unbefestigte Strasse gelotst worden und 2 mal kam nach 2 – 6 km entweder eine Ranchtor mit der Warntafel Private Property und dem üblichen Gugus, einmal kam einfach ein Stacheldrahtzaun und der Weg war fertig. So bin ich sicher 1.5 Stunden im Leerlauf herumgefahren. 😠

Woher haben die Velo-Routen Planungstools wie Komoot oder Google Maps wohl ihre Informationen her? Von einem türkischen Bazar? 🫤Beide Tools haben als Veloroute oft völligen Schwachsinn angezeigt. Keine Ahnung, haben die zu wenig Informationen über die Besitzverhältnisse der Strassen und Grundstücke? In der Schweiz funktionieren beide Tools Tip Top, aber in Arizona – no way.🫣

Nach der 3. Fehlleitung habe ich nur noch mit Google Maps navigiert und als Verkehrsmittel Auto angegeben. Damit wurde ich auf Highways geroutet und war sicher, nicht irgendwo wieder auf eine sandige Sackgasse geleitet zu werden wo mich der Farmer freundlich mit der Schrotflinte begrüsst.💡

Der Nachteil war, es gab etwas mehr Kilometer. So bin ich dann gerade kurz vor Sonnenuntergang im National Monument angekommen und konnte gerade noch das Zelt aufstellen und einräumen. ⛺Das Abendessen musste ich im Schein der Stirnlampe kochen und essen.

Jä nu, das gehört halt zum Abenteuer.🥲


Tag 10 – Mittwoch 21. Mai 2025

3. Etappe: Chiricahua National Monument – Hachita

Total 131.9 km gefahren, 1191 m rauf und 1442 m runter

Details zur gefahrenen Strecke

Die Nacht im Zelt war eigentlich ganz ok. Der Bonita Canyon ist eine sehr schönes Gebiet, ich habe ganz viele Hirsche gesehen. Heute bin ich um 7 Uhr losgefahren. Kaum hatte man den kühlen Canyon verlassen, wurde die Hitze drückend.

Auf der Pinery Canyon Road, einer holprigen Schotterstrasse gings  rund 800 Meter hinauf bis 2324 m/M und auf der anderen Seite ebenso holprig hinunter nach Portal. Dieses Gebiet ist anscheinend ein Eldorado für Vogelbeobachtungen.

Im lokalen Cafe habe ich meinen Wasser- und Gatorade Vorrat aufmunitioniert und einen Hamburger und ein Bud Light bestellt. Bis zur Mittagszeit habe ich 3 Liter Wasser getrunken, am Nachmittag kamen nochmals 3 Liter dazu. Eigentlich wollte ich heute nur bis Animas fahren, aber für Morgen sind Temperaturen von 38 Grad prognostiziert, so bin ich noch 50 Kilometer weitergefahren bis Hachita. Dann wird die 4. Etappe etwas kürzer werden. In Hachita habe ich mich im Community Center einquartiert. Es gibt sogar eine Dusche.

Sofern mein etwas angeschlagenes Sitzleder Morgen mitmacht, fahre ich am morgen früh die 74 km bis zur mexikanischen Grenze und danach gleich wieder zurück nach Hachita.


Tag 11 – Donnerstag 22. Mai 2025

4. Etappe: Hachita – Antelope Wells – Hachita

Total 145.6 km gefahren, 283 m rauf und 278 m runter

Details zur gefahrenen Strecke

Die Nacht auf dem Feldbett im Community Center war so so la la. Interessant ist, dass ich der einzige Gast im Center bin, gemäss Logbuch waren die letzten Gäste vor 3 Tagen hier.

Da heute hohe Temperaturen angesagt wurden, bin ich gleich als es hell wurde Richtung Süden zur Mexikanischen Grenze losgefahren. Die Temperaturen waren angenehm frisch und die Wüste zeigte sich von seiner schönsten Seite im tiefstehenden Sonnenlicht. Es gab praktisch keinen Verkehr auf dem Highway, nur ab und zu fuhr ein Pickup Truck von der Border Patrol vorbei.

Am Grenzübergang war überhaupt nichts los, da er erst um 10 Uhr öffnet. Ich habe das obligate Startfoto vom südlichsten Punkt der Great Divide Bike Route gemacht und bin gleich wieder zurück nach Hachita gefahren.

Kurz nach 13 Uhr war ich wieder zurück, die Hitze war unglaublich drückend 🥵und ich habe für die 145 km 6 Liter Wasser bzw. Gatorade getrunken. Nur dank geschickter Einteilung hat der Vorrat knapp gereicht.

Die (Indianer darf man nicht mehr sagen) Frau 🤔vom kleinen Markt hat mir frisch gemachte Tamales im Mikrowelle aufgewärmt. Das war dann mein Mittagessen, sehr fein.

Danach habe geduscht und etwas den Blog nachgeführt, draussen hält man es nicht mehr aus, es gibt heisse, heftige Windböen, man hat das Gefühl, das Dach des Community Centers fliegt demnächst in die Wüste.

Morgen gibt es nochmals eine Monster Etappe bis nach Silver City, hoffentlich kommts gut, mein Hinterteil schmerzt schon etwas.🩼


Tag 12 – Freitag 23. Mai 2025

5. Etappe: Hachita – Silver City

Total 126.3 km gefahren, 1148 m rauf und 700 m runter

Details zur gefahrenen Strecke

Der kleine Markt in Hachita öffnete um 6 Uhr und ich konnte den Schlüssel des Community Centers zurückgeben.

Die Besitzerin entschuldigte sich, dass sie noch keinen Kaffee bereit habe, einen Instant Kaffee habe ich zum Glück noch im Community Center gemacht. Nach einem Monster Gumibärligetränk zum Aufwachen fuhr ich los.🚵

Auf dem Highway 146 gings rund 20 Kilometer schnurgeradeaus Richtung Interstate 10. Danach gings auf einer Gravelroad parallel zur I10 bis nach Separ. In Bowlins Continental Divide Trading Post genehmigte ich mir zum Power Frühstück 💪🏼💪🏼💪🏼ein Vanille Glace Sandwich wo man nachher immer so schwarze Hände kriegt vom Sandwichboden 🙂

Dann folgten rund 80 Kilometer Naturstrasse. Die Strassen waren teilweise waschbrettartig oder sandig, da konnte man nur langsam fahren. Es brauchte immer volle Konzentration um die Geschwindigkeit frühzeitig anzupassen.

Irgendwo im Nirgendwo, ich habe mich schon etwas gefreut, dass ich recht gut vorankomme, spritzt etwas auf den Arm. Ich schaute nach oben, ob das Regen sein könnte, nein. Ich hielt an und hörte aus dem Hinterreifen ein Pfeifen und zwischendurch spritzte Reifendichtmittel heraus. 💢

Da muss ich wohl einen kleinen Kaktus 🌵erwischt haben, der so ein grosses Loch gebohrt hat, dass das Dichtmittel nicht mehr funktionierte. Ich suchte einen Busch um dort das Velo anzustellen, natürlich hat in der Wüste jeder Busch Stacheln, was ich auch noch zu spüren bekam🌵.

Die Stimmung war schlagartig gekippt. Gepäck abnehmen, Rad ausbauen, mit Gummistopfen Loch im Pneu reparieren, aufpumpen und feststellen, dass die Luft an der Reparaturstelle immer noch herauskommt.🙂‍↔️

Der 2. Versuch, einen Schlauch in den Reifen einbauen hat dann funktioniert.😮‍💨

Nunn musste ich hoffen, dass ich nicht nochmals so einen Kaktus erwische, den ich hatte nur einen Ersatzschlauch dabei. Übrigens auf den 80 Kilometern Naturstrasse ist mir währen der ganzen Zeit nur ein einziges Auto begegnet.🤔

Kurz nach 14 Uhr bin ich in White Signal angekommen, von dort gings auf dem Highway 90 bis nach Silver City.

An beiden Pobacken habe ich Scheuerstellen und das Sitzen auf dem Bike ist sehr schmerzhaft. 🤕Darum werde ich in Silver City 2 Ruhetage einplanen zur Regeneration.


Tag 13 – Samstag 24. Mai 2025

Erholungstag in Silver City

Die Nacht war Horror, ein stetiges kommen und gehen auf dem Flur und die Schallisolation des Zimmers <= 0.

Klar, ich habe die billigste Bude gebucht, will ja mein Velo mit aufs Zimmer nehmen aber von Service kann im Motel6 in Silver City nicht die Rede sein. Alles ist dreckig, der Boden, das Lavabo, das Bad, das Leintuch …. Für Seife und Duschtuch musst du zur Rezeption, weil die Reinigungs Equipe – falls es die überhaupt gibt, vergessen hat irgendetwas hinzulegen.

Die Schlüsselkarte hat gestern und heute nicht funktioniert. Der Typ mit der Masterkey Schlüsselkarte scheint immer auf Crack zu sein, er ist zwar sicher 50 Jahre jünger als Keith Richards, der Bassist der Rolling Stones, schaut aber genau gleich aus. Rund ums Hotel schleichen immer komische Gestalten und es schmeckt überall nach Cannabis.🚬

Dieses Hotel hat bei mir einen Preis verdient: Das schlechteste, das ich je erlebt habe.👎🏼

Dafür ist der Laden „Gila Hike & Bike“ top. Ich musste ja einen neuen Pneu haben und wurde dort sehr gut beraten.

Der Chef hat gemeint, mit einem besseren Reifendichtmittel wäre mein Platten gar nie passiert. Das Produkt „Muck -off“, das ich im Hinterreifen verwendet habe, würde er nicht mehr verkaufen. Jedenfalls habe ich nun einen neuen und etwas breiteren Hinterrad Pneu Vittoria Mezcal montiert und das neue Superdichtmittel eingefüllt, mal schauen, wie lange das hält.

Lustig, der Chef vom Store geht nächsten Mittwoch für 2 Wochen nach Deutschland und Slowenien zum Hiken und ich komme in die USA zum Biken.😄

Ich habe im CVS und im Walgreens auch noch nach Jordans Velo- Geheimpuder „Anti Monkey Butt Powder“ nachgefragt, ist leider dort nicht erhältlich. So probiere ich meine Pobacken halt mit Caldesene Babyfüdlipuder zu reparieren, mal schauen ob es hilft. Ich wäre schon froh, bald wieder losfahren zu können.

Am Abend bin ich noch etwas am Musikfestival 🎸🎸rumgehängt, man musste keinen Eintritt bezahlen und es wurde solider Texas Blues gespielt. Gegen den Hunger und Durst gab es zahlreiche Foodstände. 🌯Ein feiner Burrito geht immer. Wie in Hittnau an der Gewerbeschau, hat auch hier die lokale Feuerwehr voller Stolz ihr Tanklöschfahrzeug präsentiert.🚒

Musik Festival in Silver City

Silver City ist vor allem für seine zahlreichen Musik Festivals bekannt. Sonst bietet die Stadt meiner Meinung nach ausser dem historischen Kern nichts an. Durch die ganze Stadt führt eine 4 spurige, richtungsgetrennte Strasse. Stadtplanung geht anders. Ohne Auto bist du in Silver City definitiv verloren.

Ich werde noch mindestens eine Nacht länger bleiben, morgen aber das Hotel wechseln. Da das Musikfestival zu Ende geht, sind auch die anderen Hotels wieder bezahlbar geworden.


Tag 14 – Sonntag 25. Mai 2025

Erholungstag und Hotelwechsel in Silver City

Diese Nacht war vom Erholungswert gleich schlimm wie die gestrige. 🤕In den Zimmern im oberen Stock war ein kommen und gehen durch die ganze Nacht. Ich vermute, dass der Stock an eine Minengesellschaft vermietet ist, wo die Arbeiter 24 Std. Schicht machen und nur kurz zum Duschen und Schlafen ins Hotel kommen, so etwas in der Art …

Meine Scheuerstellen an den Pobacken sind noch nicht ganz abgetrocknet und schmerzen beim Sitzen.🤕

Deshalb war der erste Gang am Morgen in den CVS Pharmacy, um die von Doris empfohlene Salbe zu holen. Und wenn der Dennys schon gleich neben dem CVS liegt, hab ich dort wieder Frühstück gemacht, heute hab ich aber das gesündeste Frühstück genommen, dass sie haben: Rührei mit Spinat und Tomaten, dazu Tost mit 2 Scheiben im Apfelholz geräucherten Truthahn Schinken im edelsten Schweinefett gegart und dazu einen frischen Fruchtsalat, bestehend aus Erdbeeren, Bananen und Trauben.😋

Dann hab ich im Hotel alle sieben Sachen aufs Velo gepackt, ausgecheckt und bin zu McDonalds gefahren, denn ins neue Hotel konnte man erst um 15 Uhr einchecken, ausser man bezahlt 20 💲Early Check-in Gebühr.

Nachdem ich noch etwas mit Daniela telefoniert habe, bin ich ein Restaurant weitergefahren, diesmal zu Wendys gleich neben dem neuen Hotel.

Dort habe ich auf dem Handy das WM Hockey Final zwischen der Schweiz und der USA angeschaut. 🏒🏒🏒 Kurz vor der Verlängerung war es Zeit zum Einchecken. Interessant ist, dass fast überall ein TV Sportkanal läuft aber den live Hockey WM Final hat niemand geschaut. Da bin ich wahrscheinlich noch zu weit im Süden.

Ich bleibe Morgen auch noch in der Stadt, alles andere wäre Blödsinn so lange ich nicht schmerzfrei bin.

Morgen ist Feiertag „Memorial Day“ in den USA. Da gedenkt man all den Kriegs Veteranen.

Der freundliche Türsteher im Walmart hat mir versichert, dass sie morgen trotzdem ganz normale Öffnungszeiten haben. Ich muss ja noch Lebensmittel einkaufen, denn ab Dienstag – „İnşallah mein Hinterteil hält sich an die Planung“ – bis Donnerstagabend gäbe es keine Einkaufsmöglichkeiten mehr auf dem Trail.